Ergänzender Artikel zu:
Eine Tradition stirbt aus

Identitätsstiftung

Im 19. Jahrhundert hatte sich ein ländliches Bildungsbürgertum, dem Lehrer, Pfarrer und andere Akademiker angehörten, darum bemüht, im jungen Kanton Basel-Landschaft Identität zu stiften. Sie hatten ein reiches Vereinsleben angeregt, das Brauchtum gefördert und Heimatkunde betrieben. Aufgrund ihres Wirkens setzte sich in den Köpfen der Menschen das Bild eines ländlichen und eigenwilligen Kantons fest. Ende des 19. Jahrhunderts fasste Wilhelm Senn dieses Selbstverständnis im Baselbieter Lied prägnant zusammen. Zeitweise festigten sich die Vorstellungen vom Baselbiet auch durch die Ausgrenzung des Fremden. Wer dem Bild vom echten Baselbieter nicht zu entsprechen schien, stiess bei eingefleischten Lokalpatrioten auf Ablehnung. So erging es Leuten aus der benachbarten Stadt Basel, Ausländern oder nicht angepassten Einheimischen. Das Selbstbild vom ländlichen Kanton hielt sich auch in der Nachkriegszeit. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit, ob auswärts oder an Festanlässen innerhalb seiner Grenzen, setzte sich der Kanton mit Landwirtschaft und Posamenterei, mit Kirschen und Kirsch, mit Lärm und Feuer in Szene.(1) Noch 1982 eröffnete Landratspräsident Max Mundwiler die Jubiläumsfeier zum 150-jährigen Bestehen des Kantons, indem er aus dem Baselbieter Lied zitierte. Und die Feier klang aus, indem die Festgemeinde die Kantonshymne anstimmte.(2) Kräftige Nahrung erhielt das Bild vom ländlichen und eigensinnigen Baselbiet auch während der langen Auseinandersetzung um die Wiedervereinigung.

(1) Dominik Wunderlin: Chluri und Chirsi – ein Beitrag zur Selbstdarstellung des Baselbiets, in: Baselbieter Heimatbuch 18, 1991, S. 41-54

(2) Hans Handschin: 150 Jahre Kanton Basel-Landschaft, in: Baselbieter Heimatbuch 15, 1986, S. 9-28

 

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