Leben vom Weben
Die Seidenbandweberei hatte grosse wirtschaftliche Bedeutung. 1815 waren in den fünf Baselbieter Ämtern 28,5 Prozent aller Haushalte von Einkünften aus der Posamenterei abhängig. 1888, bei einer mehr als doppelt so grossen Wohnbevölkerung, betrug dieser Anteil noch immer gut 27 Prozent.(1) In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts floss in schlechteren Jahren eine Lohnsumme von total zwei Millionen Franken und in besseren Zeiten eine solche von vier Millionen Franken auf die Landschaft. 1861 machte dieser Betrag 30 bis 40 Prozent des insgesamt im Kanton erzielten Einkommens aus. 1890 waren es 30 Prozent und 1908 noch 12 Prozent.(2) Zeitgenössische Beobachter schätzten denn auch den volkswirtschaftlichen Ertrag, den die Seidenbandweberei für den jungen Kanton abwarf. So hob zum Beispiel Johann Jakob Kettiger, Schulinspektor und Präsident des Landwirtschaftlichen Vereins, hervor, dass diese den landwirtschaftlichen Fortschritt nicht hemme, sondern zusätzliche Erwerbsmöglichkeiten biete und einen Beitrag zur Bekämpfung der Armut darstelle. Demgegenüber traten die von ihm registrierten negativen Folgen der «Fabrikarbeit» für Moral und Sittlichkeit in den Hintergrund.
(1) Roger Blum: Die politische Beteiligung des Volkes im jungen Kanton Basel-Landschaft, Liestal 1977, S. 19; Franz Gschwind: Bevölkerungsentwicklung und Wirtschaftsstruktur der Landschaft Basel im 18. Jahrhundert, Liestal 1977, S. 592-597
(2) Fritz Grieder: Glanz und Niedergang der Baselbieter Heimposamenterei im 19. und 20. Jahrhundert, Liestal 1985, S. 77-78 und 158-159