Elektrifizierung und Selbsthilfe
Bevor es im frühen 20. Jahrhundert zum grossen Webstuhlsterben kam, suchten die Heimposamenterfamilien nach anderen Auswegen. Um die Jahrhundertwende schien sich für die Heimposamenterfamilien mit der Elektrifizierung der Webstühle ein Ausweg aus der Krise abzuzeichnen. Schon an der Kantonalen Gewerbeausstellung, welche vom 16. August bis zum 4. Oktober 1891 gegen 23 000 Besucher nach Liestal gelockt hatte, wurde ein mit elektrischem Strom betriebener Seidenbandwebstuhl gezeigt. Zudem hatten sich 1897 die Elektra Birseck und im darauf folgenden Jahr die Elektra Sissach-Gelterkinden und die Elektra Baselland formiert. Sie machten sich zur Aufgabe, den Kraftwerken Strom abzukaufen und in die Gemeinden zu liefern. Da sie mit den Lieferwerken Mindestabnahmemengen vereinbart hatten, waren sie daran interessiert, möglichst schnell die Feinverteilung in die Dörfer und zu den einzelnen Strombezügern herzustellen. Dabei kam ihnen entgegen, dass die Posamenterfamilien in der Elektrifizierung ihrer Webstühle eine Möglichkeit sahen, ihre Produktivität zu steigern und einen Ausweg aus der Krise zu finden. Da diese Aufgabe den einzelnen Haushalt überfordert hätte, aktivierten die Posamenterfamilien Formen kollektiver Selbsthilfe, wie sie die Bauern schon länger praktiziert hatten. In rascher Folge entstanden in den Posamenterdörfern Elektragenossenschaften: 1900 wurde in Gelterkinden der erste elektrisch betriebene Webstuhl ans Netz angeschlossen. 1904 existierten in Basel-Landschaft bereits 22 Elektragenossenschaften, die 35 Gemeinden bedienten.(1)
(1) Fritz Grieder: Glanz und Niedergang der Baselbieter Heimposamenterei im 19. und 20. Jahrhundert, Liestal 1985, S. 169; Florian Blumer: Die Elektrifizierung des dörflichen Alltags. Eine Oral-History-Studie zur sozialen Rezeption der Elektrotechnik im Baselbiet zwischen 1900 und 1960, Liestal 1994, S. 98-103
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