Landhunger
Frühe Anzeichen der strukturellen Krise der Heimposamenterei waren der Rückgang der Heimarbeiterstühle sowie die Stagnation des Bevölkerungswachstums in den Posamentergemeinden gewesen.(1) Die Posamenterfamilien hatten bald auch Gegenmittel ergriffen: «Das Sinnen und Trachten des Johannes und der Elisabeth ging auf den Erwerb von Äckern», berichtete Martin Birmann 1894 in seinen Lebenserinnerungen. Johannes und Elisabeth, seine Eltern, waren Posamenter mit kleinem Landbesitz und kauften sich, wenn immer es ging, alle drei Jahre ein zusätzliches Stück Acker. Sie waren bestrebt, parallel zum Wachstum ihrer Familie den Vorrat an Kartoffeln und Garben sowie die Futterbasis für die Milchtiere zu erhöhen.(2) Wie die Familie Grieder verhielten sich viele andere Kleinbauern- und Posamenterfamilien, was zu einer wachsenden Nachfrage nach Land und zu steigenden Landpreisen führte. In den Jahren 1865 bis 1890 war in den Posamenterdörfern ein «Landhunger» festzustellen. Die Zahl der landlosen Dorfbewohner nahm in diesen Jahrzehnten ab, und der Landbesitz der Klein- und Nebenerwerbsbetriebe wurde in bescheidenem Ausmass grösser.(3)
(1) Martin Meier: Die Industrialisierung im Kanton Basel-Landschaft, Liestal 1997, S. 163-185
(2) Martin Birmann: Gesammelte Schriften, Band I, Basel 1894, S. 16-17
(3) Fritz Grieder: Glanz und Niedergang der Baselbieter Heimposamenterei im 19. und 20. Jahrhundert, Liestal 1985, S. 112-116