Ergänzender Artikel zu:
Elektrifizierung und Selbsthilfe

Nachhaltige Herrschaftstraditionen

Die Politik im Dorf war im 19. Jahrhundert noch stark von traditionalen Herrschaftsformen geprägt. Soziale und wirtschaftliche Abhängigkeiten innerhalb der Dorfbevölkerung hielten Clan- und Klientelbeziehungen aufrecht, die der dörflichen Oberschicht, einzelnen Familien oder Personen eine vorherrschende Position einräumten. Doch je grösser der Anteil der Dorfbevölkerung wurde, der sich ausserhalb des Dorfes oder in der Industrie Einkommensquellen erschloss, desto stärker konnte nach der Kantonstrennung das demokratische Prinzip politischer Gleichheit zur Geltung kommen. Gleichzeitig ermöglichten die traditionellen Mechanismen zur Regelung und Bewältigung öffentlicher Aufgaben auch kollektive Krisenstrategien. Im Kanton Basel-Landschaft zeigte sich noch in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine eigentliche politische Kultur der korporativen Selbsthilfe. Sie ermöglichte nicht nur die Gründung zahlreicher und vielfältiger Genossenschaften, sondern wandte sich auch gegen jede Einschränkung der individuellen Handlungsräume durch einen entfernten und schwer beeinflussbaren Staatsapparat. Oder sie widersetzte sich zusätzlichen Kosten, die der Staat verursachte, denen aber kein direkter Nutzen gegenüberstand. Erst als der Staat vermehrt für sozial Benachteiligte aktiv wurde und als progressive Steuersätze Distanz zwischen eigenem Geldbeutel und staatlichem Aufwand schufen, schwand der Steuerwiderstand.

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