Ergänzender Artikel zu:
Elektrifizierung und Selbsthilfe

Gefährdete Gewässer

Die Bäche seien zu grau verschlammten Abwasserrinnen verkommen. Sie sähen ekelerregend aus und belästigten durch Gestank und Ungeziefer. Der Fischbestand der Flüsse gehe unaufhaltsam zurück. Walter Schmassmann, Lehrer an der Bezirksschule Liestal und seit Jahren kantonaler Fischereiexperte im Nebenamt, und der Regierungsrat waren sich in den 1940er-Jahren einig. Der Zustand der Gewässer war sehr schlecht. Den Grund für die Misere sahen Experten und Behörden darin, dass immer mehr Menschen immer mehr Abwässer produzierten.(1) Der wachsende Bedarf in Industrie und Haushalten, beispielsweise die Einrichtung von Spülklosetts und Bädern, liess den durchschnittlichen Wasserverbrauch pro Person und Tag rasant steigen. Dieser lag nach dem Zweiten Weltkrieg bei 150 Litern und belief sich rund 50 Jahre später auf 700 Liter. Das Abwasser fiel in Mengen an, welche die Oberflächengewässer überforderten und das Grundwasser gefährdeten: «Die Filterwirkung eines Bodens ist nicht unbeschränkt. Leider weist heute schon eine grössere Anzahl von Pumpwerken Bakterienzahlen und Bakterienarten auf, die den im Lebensmittelbuch enthaltenen Anforderungen an ein einwandfreies Trinkwasser nicht mehr entsprechen […] Die Versorgung der Bevölkerung und der Industrie mit einwandfreiem Trink- und Brauchwasser ist auf die Dauer nur noch möglich, wenn das gebrauchte, mit Schmutzstoffen beladene Wasser, das Abwasser, sachgemäss beseitigt bzw. vor seiner Wiedereingliederung in den Wasserhaushalt der Natur gereinigt wird.»(2)

(1) Walter Schmassmann: Die Ergolz als Vorfluter häuslicher und industrieller Abwasser. Untersuchungen zur Lösung der Abwasserfrage im Ergolztal, Liestal 1944

(2) Vorlage für die Volksabstimmung vom 14. Dezember 1952 betr. das Gesetz über Abwasseranlagen

 

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