Ergänzender Artikel zu:
Landhunger

Ein Tag im Leben von Heimposamenter Ernst Walliser

«Ich stehe selten vor sechs Uhr früh auf. Dann mache ich Feuer und koche Kaffee. Oft esse ich bereits, wenn um Viertel nach sechs die Nachrichten kommen. Doch es kommt nicht auf die Minute an. Nach dem Morgenessen spüle ich das Geschirr, und darüber wird es sieben Uhr. Jetzt geht es im Wohnzimmer los. Mit der Glut, die ich in der Küche nicht mehr brauche, feuere ich den Ofen hier an, damit es warm wird. Manchmal erledige ich noch sonst etwas und dann lässt man ihn an, den Webstuhl. Früher waren es 14 Stunden am Tag, dann ging es auf zwölf und zum Glück schliesslich auf zehn Stunden zurück. […] Als wir noch Vieh hatten, kümmerte ich mich auch darum. Oder es gab etwas auf dem Feld zu tun. Dann stellte man einfach ab, wenn die Frau nicht wob. Es war eine Abwechslung. Auch wenn ich mein Mittagessen vorbereite, stelle ich ab. Rüsten tue ich nicht neben dem Weben. Brennt dann aber das Feuer, und das Essen gart, dann webe ich nochmals etwas. […] Gegen halb zwölf esse ich, und habe ich gegessen, so mache ich ‹Spüeli›, bis die Nachrichten kommen um halb eins. Diese höre ich. Anschliessend gehe ich vor das Haus an die frische Luft und zu den Leuten, damit ich wieder auf dem Laufenden bin. […] In der Regel webe ich 20 Meter pro Tag. Ich hole nicht das Maximum heraus. Wenn es pressiert, liessen sich 30 Meter erreichen. Aber mir hilft niemand. Die ‹Spüeli› macht mir niemand, kochen tut mir niemand. Ich nehme es heute gemütlich. Manchmal stelle ich schon um fünf Uhr ab. Ich darf nicht zu spät mit den ‹Spüeli› anfangen, denn ich will meinen Feierabend haben.»(1)

(1) Yves Yersin: Die letzten Heimposamenter. Dokumentarfilm 1972

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