Ergänzender Artikel zu:
Eine Tradition stirbt aus

Mode auf dem Lande

Das Bildungsbürgertum beurteilte den Einfluss ausserdörflicher Moden auf die Kleidung im 19. Jahrhundert oft kritisch. «Das passt doch herrlich zusammen. Ein Mist sammt Zubehör vor oder hinter dem Haus und in demselben eine solche Fee», äusserte sich etwa der Gelterkinder Arztsohn Arnold Baader. Tatsächlich änderte sich die Kleidung der ländlichen Bevölkerung im 19. Jahrhundert stark. Bereits um 1800 hatte sich gegenüber den alten Trachten die so genannt französische Art durchgesetzt mit langen Hosen für die Männer und einteiligen langen Röcken für die Frauen. Schwalbenschwanz-Frack, Krinoline, Zylinder, Stiefel, Spitzenhaube – die Nähe der Stadt und der aus der Fremde heimgekehrten Herrenschneider machte sich immer stärker bemerkbar. In der Kleidung widerspiegelte sich der wirtschaftliche und soziale Wandel. Leinenstoffe waren seit Jahrhunderten in Eigenproduktion aus Flachs hergestellt worden, von Frauen, zum Teil auch Leinenwebern und Färbern. Um 1830 herum verbreiteten sich zunehmend industriell produzierte und bedruckte Baumwollstoffe, die Indiennes. Mehr und mehr übernahmen Schneider und Schneiderinnen die Herstellung von Kleidern. Nach 1860 entstanden Stoffläden, so genannte Ellenwarengeschäfte. In Gelterkinden selbst konnte man seit 1866 im Warenhaus Jung auch Kleider ab der Stange kaufen. In den stärker bäuerlichen Dörfern des unteren Kantonsteils hielten die Frauen länger am alten Woll- und Leinenstoff fest als die Heimposamenterinnen im oberen Baselbiet, welche rascher von der aufwendigen Selbstversorgung abkamen.

Zu folgender Rundgangsstation wechseln:
Zum Thema

Die Untere Fabrik am Ufer der Ergolz

Seidenbandweberei, 1984

 
.hausformat | Webdesign, Typo3, 3D Animation, Video, Game, Print