Ergänzender Artikel zu:
Eine Tradition stirbt aus

Modernisierungskritik

Der Gelterkinder Arztsohn Arnold Baader beschrieb in seinen Tagebucheinträgen der 1860er-Jahre, wie sich die dörfliche Lebensweise veränderte. Und er kommentierte seine Beobachtungen mit einem tüchtigen Schuss Zivilisationskritik. Schuld an der Verderbnis der «guten, einfachen Sitten» seien die «Welschlandtöchter» und die Fabrikarbeiter. Baaders Idealisierung des alten bäuerlichen Lebens zielte so zugleich auf dessen Konservierung. Durch bürgerliche Erziehung wollte er die ländliche Gesellschaft verfeinern und gleichzeitig vor den schädlichen Einflüssen der industriellen Moderne bewahren. Diese Einstellung teilten viele städtische Bürger im ausgehenden 19. Jahrhundert, auch in anderen Gebieten der Schweiz. Wirtschaftlicher Wandel und soziale Mobilität hatten traditionelle Bräuche zum Verschwinden gebracht, zu einer Vermischung von ländlich-bäuerlicher und bürgerlich-städtischer Kultur geführt. Gleichzeitig begannen aber Einzelne mit der Wiederentdeckung überlebter Brauchformen.

Zum Thema

Die Untere Fabrik am Ufer der Ergolz

Seidenbandweberei, 1984

 
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