Ergänzender Artikel zu:
Leben vom Weben

Lehrer gesucht

«So bietet die kürzlich ausgeschriebene Lehrerstelle für deutsche Sprache, Geschichte und Geographie an der Bezirksschule Liestal doch ausser einem besseren Gehalte noch mehrere andere bedeutende Vorteile dar, welche meine Stelle mir nicht gewährt.»(1) Mit diesen lobenden Worten bewarb sich der deutsche Lehrer Hermann Günther 1839 um eine Anstellung in Liestal. Er hatte Erfolg. Dass wieder ein Fremder angestellt wurde, mochte manch einem eingefleischten Baselbieter, der lieber einen einheimischen Lehrer gesehen hätte, ein Gräuel sein. Doch die Regierung liess über das ‹Baselbieter Wochenblatt› alle Interessierten wissen, dass «besonders auch in Basel-Landschaft, bis jetzt immer noch Leute fehlten, welche an die obern Lehrstellen passten und dass uns in dieser Hinsicht wissenschaftlich gebildete Deutsche schon Wesentliches geleistet haben». Günther entsprach offensichtlich den Vorstellungen des Baselbieter Schulinspektors Johann Kettiger von einem guten Lehrer, die dieser an Johann Heinrich Pestalozzi geformt hatte. «Nicht das ist die Frage, wie viel wir lernen von dem Gegenstand, sondern das Wie wir an ihm etwas gewinnen an Bildung.» Mathematik und andere naturwissenschaftliche Fächer wurden besonders gefördert. Das Fachlehrersystem war ebenfalls neu. Und auch die körperliche Ertüchtigung, den Turnunterricht, sahen die Protagonisten des neuen Schulmodells als Notwendigkeit an. Sie erklärten ihn im neuen Lehrplan von 1851 als obligatorisch. Diese feste Basis des Unterrichts war eine Neuheit – nicht nur für die Landschaft.(2)

(1) Karl Wilhelm Mügel: Hermann Günther. Ein Braunschweiger Schulmann und sein zukunftsweisendes Privatinstitut im politischen und pädagogischen Umfeld des 19. Jahrhunderts, unveröffentlichtes Manuskript, Braunschweig 1995

(2) Ernst Martin: Johann Heinrich Pestalozzi und die alte Landschaft Basel. Zur Wirkungsgeschichte der pestalozzischen Pädagogik, Liestal 1986

 

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