Landhunger
Der schlechte Einfluss des Stadtlebens
Armeninspektor Martin Birmann hielt die städtische Umgebung für verderblich: «Am schlimmsten jedoch steht es mit denen, welche ihre Jugendjahre in Basel zubringen oder von da aufs Land gekommen sind. Diese wissen und treiben Dinge, welche die Jugend in den Dörfern nicht kennt», dozierte er dem Vorstand des Armenerziehungsvereins 1854. Um Beispiele war Birmann ohnehin nicht verlegen. Die liessen sich aus der Praxis reichlich schöpfen: «Wenn ein zehnjähriges Büblein, das mit des Grossvaters Kleidern und Regenschirm sich fortgemacht, bis an zwei alle Dörfer des Kantons durchzogen, Alles verkauft und lügnerisch über seine Mutter Abscheuliches ausgesagt, dann in Rothenfluh einem Betteljungen die Kleider vom Leibe gegen 2 Fr. Nachgeld vertauscht hat, dir gebracht, oder wenn ein 11jähriger Junge, der mit Unterschlagung des Schulgeldes sich entfernt, ein volles Jahr im Val de Travers herumgetrieben, nachdem er mit der Polizei in die Heimatgemeinde, mit dem Boten auf den Barfüsserplatz gebracht ist, da umgekehrt und die Wanderungen von neuem angetreten hat, wenn dieser dir zuletzt ohne Kleider, krätzig und voller Ungeziefer ins Haus gesetzt wird; oder wenn du einen anderen dergleichen, welcher Tage lang sich von Hause ferne hält, im Bruderholz dürres Holz sammelt, dieses verkauft und ganze Nächte hindurch auf den Tanzböden in Binningen sich umtreibt – wenn du ihn aus einer Schenke am Leonhardsberg am Schopf herausführen musst: dann magst du wohl seufzen um Hülfe für die verlassene Heerde.»