Ergänzender Artikel zu:
Elektrifizierung und Selbsthilfe

Wachstumsglaube

Am 23. August 1963 träumte im ‹Baselbieter-Anzeiger› ein Pratteler Verkehrsbüro, sein Dorf würde im Jahre 1980 als Stadt 24000 Einwohnerinnen und Einwohner beherbergen. Auch Liestal rechnete damals damit, gross und grösser zu werden. «Es ist kaum zu erwarten, dass eine 150-jährige, stetige Entwicklung morgen sich verflachen wird», schrieb zum Beispiel der Architekt Rolf Otto in der ‹Basellandschaftlichen Zeitung› vom 6. Mai 1960. Er sagte dem Kantonshauptort deshalb voraus, dass seine Einwohnerschaft «voraussichtlich von 10 000 auf 30 000 Einwohner ansteigen» werde. Solche Prognosen waren weit übertrieben. Pratteln zählte 1980 erst 15 751, Liestal 1997 nur 12 507 Einwohnerinnen und Einwohner. Doch waren Vorhersagen wie die des Verkehrsbüros Pratteln oder diejenige des Planers Rolf Otto typisch für die 1950er- und frühen 1960er-Jahre. Zweifel darüber, ob die vorausgesagte Zukunft auch wünschbar wäre, kamen kaum auf. Auch schien es vielen Zeitgenossen von damals undenkbar, das skizzierte Wachstum beeinflussen zu können. Auch Otto empfahl den Liestaler Stadtbehörden lediglich, sich der Entwicklung anzupassen und einzig durch verdichtetes Bauen Landreserven zu sichern. Die Vorstellung, dass gesellschaftliche Entwicklungen beeinfluss- und planbar seien, setzte sich erst in den späten 1960er-Jahren auf breiterer Basis durch.

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