Elektrifizierung und Selbsthilfe
Aufschub
Die Elektrifizierung der Webstühle nach 1900 erlaubte den Posamenterfamilien nicht nur eine bessere Bandqualität zu liefern und auch produktivere Doppelläuferstühle zu betreiben.(1) Die Arbeit am elektrischen Stuhl war auch weniger ermüdend und damit weniger beschwerlich als die an den Handwebstühlen. Das bedeutete, dass die Posamenterfamilien ihre Gesamtarbeitszeit nochmals ausdehnen konnten, weil dem Posamenten nunmehr keine physischen Grenzen mehr gesetzt waren und auch Kinder- und Frauenarbeit fast unbegrenzt möglich wurde.(2) Die heimindustrielle Produktion konnte deshalb gegenüber der fabrikindustriellen Herstellung etwas Boden zurückgewinnen und die Folgen der strukturellen Krise nochmals um einige Jahre hinausschieben. Finanziell aber zahlte sich der zusätzliche Aufwand kaum aus, weil die «Seidenbandherren» nicht bereit waren, den Produktivitätsgewinn durch die Elektrifizierung der Webstühle an die Posamenterfamilien weiterzugeben.(3)
(1) Hans Konrad Handschin: Die Ökonomik der Betriebsformen in der Basler Seidenband-Industrie, Liestal 1929, S. 48-55
(2) Fritz Grieder: Glanz und Niedergang der Baselbieter Heimposamenterei im 19. und 20. Jahrhundert, Liestal 1985, S. 171-172
(3) Wilhelm Sarasin-Iselin: Die Hausindustrie und Elektrizität in der Basler Bandweberei, Basel 1904