Eine Tradition stirbt aus
Siegeszug der Elektrizität
Relativ rasch dehnte sich der Kreis der Strombezüger über den Kanton hinaus aus. Vielerorts wurden Dorfgenossenschaften errichtet, welche die Verteilung des Stromes im kleinen Kreis des Dorfes übernahmen. Dabei kam es zu einem leidenschaftlichen Konkurrenzkampf zwischen den zuliefernden Genossenschaften und den abnehmenden Dorfgenossenschaften. Die Elektrifizierung des Kantons Basel-Landschaft ging rasant voran und war um 1910 fast abgeschlossen. Nach dem durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs bedingten Rückgang begann der Stromverbrauch ab 1926 stetig zu wachsen. Die Elektra Baselland freilich hatte mit der Posamenterkrise in den 1920er-Jahren schwer zu kämpfen. Ihre Stromlieferung ging zurück, obwohl sie sich 1923 mit der Elektra Farnsburg (Sissach und Gelterkinden) zusammengeschlossen hatte. Der Einzug des elektrischen Stromes in den Dörfern des Baselbiets bereitete den Einwohnerinnen und Einwohnern einige Überraschungen. Elektrischer Strom galt als ungemein gefährlich. Gewalt und Kraft des Stroms machten den Leuten Eindruck. Man bewunderte und fürchtete die Elektrizität. Elektriker galten als Hexer. Sie waren Vermittler und Helfer, welche das Gefährliche besiegen und bannen konnten. Selbst wenn sie gelegentlich in Unfälle verwickelt waren, den Elektrikern gebührte Hochachtung und Bewunderung. Manch einer sah den Arbeitenden oben auf der Stange zu, angetan mit diesen krummen Eisen und dem dicken, breiten Ledergurt, und dachte sich: «Was macht auch der dort oben.»(1)
(1) Florian Blumer: Die Elektrifizierung des dörflichen Alltags. Eine Oral-History-Studie zur sozialen Rezeption der Elektrotechnik im Baselbiet zwischen 1900 und 1960, Liestal 1994, S. 152