Verlagsarbeit
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hatten hugenottische Flüchtlinge, die sich in Basel niedergelassen hatten, damit begonnen, Seidenbänder in verlagsmässig organisierten Betrieben herstellen zu lassen. Sie importierten die Rohstoffe, gaben sie an handwerkliche Weber weiter, zogen die fertigen Bänder wieder ein und vertrieben diese auf den überregionalen Märkten. Die in einer Zunft zusammengeschlossenen Weber hatten sich dieser neuen Produktionsweise widersetzt und 1604 die Höchstzahl von Bandstühlen und Hilfskräften festgelegt, welche ein handwerklicher Betrieb in der Stadt beschäftigen durfte. Die Zunft konnte aber nicht verhindern, dass die Verleger auf die Arbeitskräfte ausserhalb der Stadtmauern auswichen. 1670 standen bereits 359 Webstühle auf der Landschaft.(1) Die Taunerfamilien ergriffen die Gelegenheit, um durch die Arbeit für städtische Verleger ihre unsichere Existenzbasis mit einem zusätzlichen Bareinkommen zu verbreitern. Seit der Reformation standen die Untertanen auf der Landschaft unter dem Druck der protestantischen Arbeitsmoral, welche die Arbeit adelte und den Müssiggang verwarf. «Müssiggang ist aller Laster Anfang», hiess das reformatorische Motto. Denn das von Gott anvertraute Gut sollte vermehrt werden. Zudem hielt Arbeit von der Sünde ab. Wer keine oder zu wenig Beschäftigung hatte, musste sich um Arbeit bemühen, denn andernfalls galt seine Armut als selbstverschuldet und nur unverschuldet Arme durften mit sozialer Unterstützung rechnen.
(1) Martin Meier: Die Industrialisierung im Kanton Basel-Landschaft 1820-1940, Liestal 1997, S. 87-94