Ergänzender Artikel zu:
Trennung vom Boden

Trennung von Arbeit und Freizeit

Mit der Arbeit in der Fabrik und mit der Trennung von Wohn- und Arbeitsort schieden sich in der zweiten Phase der Industrialisierung im 19. Jahrhundert auch Arbeits- und Freizeit. Weil Anfang und Ende der Präsenz in der Fabrik genau bestimmt wurden, war auch die arbeitsfreie Zeit der Arbeiterinnen und Arbeiter, die Zeit ausserhalb der Fabrik, klar umgrenzt. Während unternehmerische Disziplin und Regeln die Arbeitszeit immer stärker in Beschlag nahmen, traten der Feierabend und das Wochenende immer deutlicher als Zeitspannen hervor, welche die Arbeitenden für sich selbst beanspruchen konnten. Zu Beginn der Fabrikindustrialisierung im 19. Jahrhundert, bei Arbeitszeiten bis zu 18 Stunden, benötigte man diese Zeit für den Arbeitsweg und einen kurzen Schlaf. Auch um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als die Arbeitszeiten kürzer waren, stand die Zeit ausserhalb der Fabriken nur beschränkt als freie Zeit zur Verfügung: In der Arbeitersiedlung Schöntal bei Füllinsdorf besorgten die Frauen Haushalts- und Familienarbeit. Männer besorgten den Garten und das Kleinvieh. Im Familienverband erledigte man zusätzliche Heimarbeiten. Was an Freizeit blieb, war äusserst knapp bemessen und wurde schon bald von Ansprüchen an eine sinnvolle Freizeitgestaltung besetzt, wie sie bildungsbürgerliche Modelle und Vorstellungen definierten. So verlagerte sich die Freizeit mehr und mehr in den organisierten Rahmen der Vereine, in denen gesungen, geturnt, geschossen und musiziert wurde.

Zum Thema

Arbeitswelten - ein Beispiel aus dem 20. Jahrhundert

Alltag des reisenden Kaufmanns in den Kriegsjahren, ca. 1940

 
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