Ergänzender Artikel zu:
Verlagsarbeit

Im Takt der Webstühle

In der Frühen Neuzeit verlagerte sich der Arbeitsort vieler Familien vom Freien ins Haus. Waren die Tauner vorwiegend unter freiem Himmel tätig gewesen, so arbeiteten die Heimposamenter in der Stube, wo der Webstuhl stand. Produktionseinheit blieb auch unter diesen neuen Umständen die Familie. Die Erwachsenen lösten einander am Webstuhl ab und teilten die Arbeit in Haushalt und Feld. Die Kinder dienten hier zu und halfen dort mit. Sobald sie kräftig genug waren, stellte man ihnen einen eigenen Webstuhl in die Wohnung. Auch die innerdörfliche soziale Abhängigkeit zwischen Bauern und Taunern schwächte sich ab. Doch handelten sich die Posamenterfamilien neue Schwierigkeiten ein. Sie waren nun darauf angewiesen, dass sie der Verleger immer wieder mit Rechnungen versah. Diese neue Abhängigkeit sollte sich später zum Beispiel daran zeigen, dass die Posamenterdörfer im oberen Kantonsteil während und nach den Trennungswirren der 1830er-Jahre zur Stadt hielten. Die neue Arbeit veränderte den Tages- und Jahresablauf der ehemaligen Taunerfamilien.(1) Dieser wurde nun nicht mehr von den natürlichen Zyklen der Jahreszeiten bestimmt. Ihren zeitlichen Rhythmus unterteilten die Posamenterfamilien nach Rechnungen oder nach Ellen für die zu webende Bandlänge. Dabei liefen Arbeits- und Mussezeiten nach wie vor ineinander über. Eine klare Trennung beider Phasen gab es noch nicht.

(1) Rudolf Braun: Industrialisierung und Volksleben, Zürich 1960, S. 90-126

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