Höhenflug der Industrie
Drei Expansionsphasen der basellandschaftlichen Fabrikindustrie lassen sich unterscheiden. Eine erste von etwa 1820 bis 1850, eine zweite Aufschwungsphase, ausgelöst vor allem durch den Bau der Eisenbahn, lässt sich in die 1850er- und 1860er-Jahre datieren. Die dritte Phase setzte in den 1890er-Jahren im Gefolge der Elektrifizierung ein. Man nennt die Phase bis zum Zusammenbruch der europäischen Wirtschaft durch den Ersten Weltkrieg jene des Hochkapitalismus. Das Gründungsfieber betraf vor allem den Bereich der chemischen Industrie. Auch der Verkauf von Uhren und Präzisionsinstrumenten florierte. Die im grossen Ganzen günstige Entwicklung der Industrie ging aber nicht ohne Talfahrten vor sich. Der amerikanische Sezessionskrieg (1861-1865) sowie die schwierigen Jahre um 1873 nach dem deutsch-französischen Krieg wirkten sich negativ auf die Bandfabriken aus. Auch die 1880er-Jahre, die später die ‹Grosse Depression› genannt wurden, warfen ihre Schatten ins Baselbiet. Während die Heimindustrie immer mehr zu einem Puffer degradiert wurde, mittels derer die Unternehmer konjunkturelle Höhenflüge ausgleichen konnten, für die aber in schlechten Zeiten nichts übrig blieb, wurde die Fabrikproduktion zum tragenden Pfeiler der Industrie im Baselbiet. Das Leben veränderte sich in mehrfacher Hinsicht: Heimarbeiter arbeiteten je nachdem, ob sie es sich leisten konnten, weniger oder mehr. Nicht nur der Verdienst, stand im Zentrum ihrer ökonomischen Überlegungen, sondern auch die Zeit, die sie für die eigene Landwirtschaft brauchten.(1)
(1) Ruedi Epple/Albert Schnyder: Wandel und Anpassung. Die Landwirtschaft des Baselbiets im 19. Jahrhundert, Liestal 1996, S. 247–251