Ergänzender Artikel zu:
Im Schatten der Männer

Völkerbund

Nicht nur innen-, sondern auch aussenpolitisch war nach dem Ersten Weltkrieg eine Neuorientierung gefragt, ging es doch darum, die Rolle der Schweiz im entstehenden Nachkriegseuropa zu finden. Die zentrale neue Weichenstellung war der Beitritt zum Völkerbund. Damit verband sich der Übergang von der bisher praktizierten integralen zur differenzierten Neutralität. Dieser Schritt war keineswegs unumstritten. Das Baselbiet lehnte den Beitritt zusammen mit einem Grossteil der deutschschweizerischen Kantone deutlich ab. Die ablehnende Haltung hatte sich bereits bei Kriegsende abgezeichnet. Die tendenzielle Deutschfreundlichkeit führte zu Kritik an den Forderungen, die in den Friedensverhandlungen an Deutschland gestellt wurden. Aus dieser Optik galt der neu zu schaffende Völkerbund als Instrument der Siegermächte. Das Abstimmungsergebnis vom 20. Mai 1920 war beim Ständemehr relativ knapp: 11,5 Stände waren dafür, 10,5 dagegen. Das Volksmehr fiel etwas deutlicher aus: 56 Prozent der Bevölkerung votierten für den Beitritt. Die zustimmende Mehrheit war vor allem in der Romandie zustande gekommen. Auch wenn einige Deutschschweizer Kantone zustimmten, manifestierte sich im Abstimmungsergebnis der Graben zwischen Welsch- und Deutschschweizern, der das innenpolitische Verhältnis im Krieg immer wieder belastet hatte.(1)

(1) Ruedi Brassel: Erfahrungen von Krieg und Frieden im Baselbiet im 20. Jahrhundert, Manuskript Forschungsstelle Baselbieter Geschichte 1998, S. 36ff.

Zum Thema

Porträt Schriftstellerin Helene Bossert, 1973

 
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