Bildende Kunst in der Provinz
Kein Theater, keine Oper, keine Konzerthalle, bis vor wenigen Jahren auch kein Kunstmuseum – vergebens sucht man im Baselbiet nach solchen Burgen der Hochkultur. Im Schatten der Stadt entwickelte sich eine andere, dezentrale Kunstszene. Ein «steiniger Boden» sei das Baselbiet bis vor kurzem gewesen, meinte der Maler Ernest Bolens 1944, anlässlich der Gründung der Basellandschaftlichen Kunstvereinigung. Treffender hätte er die Anfänge der Bildenden Kunst im Kanton Basel-Landschaft kaum beschreiben können. «Die Frage nach der Kunstproduktion im Baselbiet vor der Kantonstrennung ist rasch beantwortet: es gab sie nicht.»(1) Die Landschaft Basel besass keine städtische Gesellschaft, kein Bürgertum, das als Träger oder Förderer Bildender Kunst hätte auftreten können. Talente waren zwar vorhanden, doch ihre Ausbildung erhielten die wenigen künstlerisch tätigen Baselbieter des frühen 19. Jahrhunderts bei Stadtbasler Meistern. Friedrich Salathé aus Binningen zum Beispiel war vom Gutsbesitzer, bei dem sein Vater als Pächter arbeitete, dem Basler Matthäus Bachofen zur Förderung weiterempfohlen worden. Leicht dürfte er es nicht gehabt haben, sich als Landschäftler gegen die städtischen Vorurteile durchzusetzen. Wie beschrieb es doch ein Zeitgenosse: «Der Kerl schien uns Stadtjungen nicht besonders empfehlenswert mit seiner groben, an schwere Landarbeit gewöhnten Faust, auch brachte er einen durchdringenden Kuhstallgeruch mit sich».(2)
(1) Hildegard Gantner-Schlee: Die Kunstproduktion im Baselbiet vor und nach der Kantonstrennung, in: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 1990, Bd. 47, H. 2, S. 189
(2) Hildegard Gantner-Schlee: Die Kunstproduktion im Baselbiet vor und nach der Kantonstrennung, in: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 1990, Bd. 47, H. 2, S. 189