Rundgang

Kunstschaffen und Kulturpolitik

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Im Schatten der Männer

Nur wenige Frauen waren im 19. und im frühen 20. Jahrhundert vollberuflich künstlerisch tätig. Anders als ihre männlichen Kollegen verfügten sie jahrzehntelang über keinerlei Rückhalt in Künstlervereinen. In der Basler Sektion der GSMBA, der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten, nahm man Frauen erst 1973 als Aktivmitglieder auf. So lange galt das Wort Ferdinand Hodlers: «Mer wei käner Wyber.»(1) 1923 gründeten die Baslerinnen deshalb eine eigene Künstlerinnengesellschaft. 1926 fand in der Basler Kunsthalle die nationale Ausstellung der GSMB (Gesellschaft Schweizerischerischer Malerinnen und Bildhauerinnen) statt.(2) Die Präsenz von Künstlerinnen in der Öffentlichkeit war gering. An den vier Kantonalen Kunstausstellungen zwischen 1930 und 1944 in der Gewerbeschule Liestal stellten Männer fast immer über 80 Prozent der Teilnehmenden. Viele Frauen arbeiteten sozusagen im Schatten der familiären Pflichten an ihrer künstlerischen Entfaltung. Dies galt für Malerinnen ebenso wie für Dichterinnen. Louise Suter-Roth zum Beispiel, die Gattin des Heimatforschers, Museumskonservators und Publizisten Paul Suter-Roth wäre gerne Lehrerin geworden, doch man schickte sie in die Lehre zur Damenschneiderin. Nach ihrer Heirat 1926 korrigierte sie neben Haushalt und Kindererziehung noch ihrem Ehemann die Manuskripte und verfasste eigene Mundart-Geschichten.(3)

(1) Konrad Bitterli: Basler Kunst im Spiegel der GSMBA, Basel 1990, S. 135

(2) GSMBK. Basler Künstlerinnen gestern und heute, Basel 1991, S. 8

(3) Louise Suter-Roth: 1899-1965. Lebensbild und literarische Arbeiten, Liestal 1965