Ergänzender Artikel zu:
Im Schatten der Männer

Zeit für Anderes

Bei einigen Fundstellen der jüngeren Altsteinzeit trafen die Forschenden auf Zeichnungen auf Felsen oder auf Kleinplastiken aus Knochen und anderen Materialien, die in ausgereifter Form Tiere und Menschen darstellen und als frühe Kunstformen bezeichnet werden können. Aus dem Gebiet des heutigen Kantons Basel-Landschaft sind keine einschlägigen Funde bekannt. Immerhin weisen auch die zahlreichen Anhänger und Perlen aus fossilem Holz, Tierzähnen und Muscheln auf Schmuck und frühe künstlerische Äusserungen hin. Im solothurnischen Oensingen fand man 1973 in der Rislisberghöhle das Bruchstück eines Steinbock-Schulterblattes, auf dem der Kopf eines Steinbocks eingraviert ist. Bekannt sind auch die Gravuren und plastischen Verzierungen an den Widerhakenenden von Speerschleudern aus dem schaffhausischen Kesslerloch.(1) Welche Rolle diese Kleinkunstwerke damals für Menschen spielten, lässt sich schwer erschliessen. Vermutlich hatten sie mythisch-religiöse Bedeutung und halfen den Menschen, ihre Abhängigkeit von der Natur zu begreifen und zu bewältigen. Immerhin aber lässt sich folgern, dass die Zeit der Männer, Frauen und Kinder nicht allein von der Arbeit für das nackte Überleben in Beschlag genommen wurde. Neuere Forschungen führten sogar zum Ergebnis, dass die Lebensweise der nomadisierenden Wildbeuter und Sammlerinnen weniger arbeitsintensiv war als jene der folgenden Ackerbaugesellschaften.(2)

(1) Jürg Sedlmeier: Paläolithikum und Mesolithikum: Die Zeit der Jäger und Sammler, in: Tatort Vergangenheit, Basel 1998, S. 313

(2) Brigitte Röder: Jungsteinzeit: Frauenzeit? Frauen in frühen bäuerlichen Gesellschaften, in: Bärbel Auffermann: Frauen-Zeiten-Spuren, Oldenburg 1998, S. 242-244

 

Zum Thema

Porträt Schriftstellerin Helene Bossert, 1973

 
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