Ergänzender Artikel zu:
Motorisierung und Agglomerationsbildung

Vielfalt

Wenn Ende des 19. Jahrhunderts ein stimmberechtigter Mann eine Initiative unterzeichnete, setzte er hinter seine Unterschrift oft seinen Beruf. So stand hinter vielen Namen «Landmann» oder «Landwirt», «Posamenter» oder «Fabrikarbeiter». Auch Handwerker waren dabei. Es fanden sich «Gipser», «Schreiner», «Zimmermann», «Maler», «Maurer» und «Erdarbeiter», «Fuhrmann», «Schmied», «Seiler» und «Wagner», «Sattler», «Schneider», «Schuhmacher», «Bäcker», «Wirt» und «Metzger». Vor allem im unteren Kantonsteil waren zudem zahlreiche «Bahnarbeiter» anzutreffen, welche bei der Centralbahn in Arbeit standen. Rund 170 verschiedene Berufsbezeichnungen verzeichnete beispielsweise in den 1890er-Jahren ein Initiativbogen. Im 20. Jahrhundert wurde dann der moderne Wirtschaftssektor immer bedeutender und die berufliche Vielfalt nahm zu. Auf Unterschriftenbogen der 1930er-Jahre, die vor allem im unteren Kantonsteil im Umlauf waren, erhöhte sich die Zahl der Berufsbezeichnungen auf über 320. Martin Sandreuter, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Pfarrersohn in Frenkendorf aufwuchs, beschrieb die Veränderung so: In seiner Jugendzeit habe in der Gemeinde noch knapp das bäuerliche Element dominiert, schrieb er in seinen Lebenserinnerungen. Dann aber hätten mehr und mehr «Scharen von Fabrikarbeitern» sowie «Bähnler», «Stehkragenarbeiter» und «kantonale Beamte» im Dorf Wohnsitz genommen.(1) Eine Liste der Lehrberufe von 1996 verzeichnete schliesslich 672 unterschiedliche Berufsabschlüsse.(2)

(1) Martin Sandreuter: Frenkendorf. Erinnerungen aus dem Pfarrhaus um die Zeit des Ersten Weltkrieges, Frenkendorf 1979, S. 4-6

(2) Bundesamt für Statistik: Bildungsstatistik, Bern 1996

 

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