Ergänzender Artikel zu:
Versorgungskrisen

Traditionelle Selbstversorgung

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die exportorientierte Seidenbandindustrie noch immer Leitbranche der Baselbieter Wirtschaft. Sie selbst zerfiel in einen fabrik- und in einen heimindustriellen Teil. Letzterer war in den traditionellen Wirtschaftssektor eingebettet, was den Posamenterfamilien einen hohen Selbstversorgungsgrad erlaubte. Der heim- und familienwirtschaftliche Teil der Seidenbandindustrie war deshalb vergleichsweise krisenresistent. Die Ergänzung des Lohneinkommens durch den Gemüseanbau im eigenen Garten oder auf einem Pflanzplätz blieb auch bei der Arbeiterschaft des modernen Sektors lange gebräuchlich. Und noch in der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre zeigte sich, dass viele Frauen und Männer, die einige Zeit im modernen Sektor Arbeit gefunden hatten, in der Not wieder auf Formen der traditionellen Wirtschaft zurückgriffen. So nahm die Zahl der gewerblichen und landwirtschaftlichen Kleinbetriebe in Krisenjahren vorübergehend zu. Auch die Krisenpolitik der kantonalen Behörden zu Gunsten der Not leidenden Posamenterinnen und Posamenter war nicht nur darauf ausgerichtet, sie als Pendlerinnen und Pendler in den modernen Sektor zu schleusen. Mit ihrem Kursangebot wollten sie ihnen auch eine neue Existenz als Gemüseproduzenten oder in der Hauswirtschaft ermöglichen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg verlor der traditionelle Wirtschaftssektor seine Bedeutung endgültig. Allein in Nischen konnte er sich noch halten.

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