Neue Märkte
Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt die Region Anschluss an das entstehende europäische Eisenbahnnetz. Die Eisenbahn war Ausdruck des industriellen Wachstums: Sie verband Industriestädte und Agrarzonen. Hatte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Modernisierung der Baselbieter Landwirtschaft selbst im Vordergrund gestanden, so war sie in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Anpassungsprozessen infolge der Industrialisierung ausgesetzt. Eisenbahn und Industrie waren in zweifacher Hinsicht von einschneidender Bedeutung: Erstens ging der Landwirtschaft mit dem Anschluss ans europäische Eisenbahnnetz der Entfernungsschutz verloren, von dem sie bisher profitiert hatte. Landwirtschaftliche Produkte, welche in andern Gegenden besser gediehen oder billiger zu stehen kamen, drängten nun auf den Baselbieter Markt und konkurrenzierten die einheimische Produktion. Zweitens liess die Industrialisierung die Zahl der Konsumentinnen und Konsumenten landwirtschaftlicher Produkte anwachsen. Die Posamenterfamilien hatten noch eine an der Selbstversorgung orientierte landwirtschaftliche Produktion betrieben. Wer in den Fabriken der Stadt oder der grösseren Talgemeinden arbeitete, konnte sich aber kaum noch selbst versorgen. Das heisst, dass mit der Industrialisierung für die Baselbieter Landwirtschaft eine wachsende Schicht von Konsumentinnen und Konsumenten entstand, die mit landwirtschaftlichen Produkten versorgt sein wollte.