Ergänzender Artikel zu:
Versorgungskrisen

Die Krise von 1816/1817

Die Jahre 1816/1817 brachten harte klimatische Bedingungen. Ende 1816 jedenfalls notierte Pfarrer Merian von Bretzwil: Seit vier bis fünf Jahren scheine alles «gegen die Wohltätigkeit zu laufen. Späte Frühlings-Reiffen, vier bis fünf kalte und nasse Sommer, schreckliche Schlossen- und Hagelwetter» hatten das Obst, das Getreide und die Erdäpfel zerstört. Seit 1811 war das Obst jedes Jahr missraten, seit zwei Jahren hatte es nur wenige, kleine und schlechte Kartoffeln gegeben. Quantität und Qualität des Futters waren stark reduziert. Darunter hatte die Viehzucht gelitten, und schliesslich – so hielt Pfarrer Merian fest – war wegen «anhaltender Hemmung des Commerzes», besonders «des Seidenbandgewerbes», kaum mehr Bargeld vorhanden.(1) Das schlechte Klima betraf auch jene Nachbarländer, aus denen die Schweiz seit jeher Getreide importierte. Die frühsten Anzeichen einer Krise kamen aus dem Bezirk Waldenburg. Die Gemeinden dieses Bezirks wiesen starke soziale Gegensätze auf, und die Posamenter und Posamenterinnen hatten höchstens noch die Hälfte der üblichen Arbeitsmenge. Im Dezember 1816 war die Krise offensichtlich, die Preise waren enorm gestiegen. Als wichtigste Massnahme setzte die Regierung Ende 1816 eine Armenaufsichtskommission ein. Gleichwohl handelte es sich im Baselbiet nicht um eine extreme Hungerkrise wie in anderen Teilen der Schweiz. Die Getreidebaudörfer des Tafeljuras und des Leimentals erlitten zudem deutlich weniger Schaden, vor allem wegen der beiseite gelegten Vorräte früherer Jahre. Der Höhepunkt war vielerorts schon zu Beginn des Jahres 1817 erreicht.

(1) Ruedi Epple/Albert Schnyder: Wandel und Anpassung. Die Landwirtschaft des Baselbiets im 19. Jahrhundert, Liestal 1996, S. 1806

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