Ergänzender Artikel zu:
Versorgungskrisen

Schlechtes Brot

Wie seit Jahrhunderten üblich zog auch in der Versorgungskrise von 1816/17 die Herstellung von Brot besondere Aufmerksamkeit auf sich: Mahl- und Backlöhne wurden vorgeschrieben, ebenso die Laibgrössen, Mahlproben durchgeführt, um die Ausbeute der Mahlgänge verschiedener Getreidesorten festzustellen, Backrezepte veröffentlicht und die Brotpreise genau kontrolliert. Dabei kam es zu einigen Konflikten. So hatten verschiedene Müller schon Ende 1816 für die Armen «Mischletenbrot» gebacken, das sie stückweise und billiger als die Bäcker abgaben, während diese nur weisses Brot, und auch dieses nur laibweise verkauften. Weissbrot galt als delikat. Je dunkler das Brot war, umso schlechter sein Ansehen. Der Protest der Bäcker fruchtete wenig, die Müller erhielten die kantonale Erlaubnis, in «jetzigen teuren Zeiten schwarzes Brot» zu backen. Im Übrigen sollten die Bäcker die Brotordnung von 1808 einhalten und auch in normalen Zeiten «schwarzes oder Mischletenbrot», auch in kleinen Portionen, verkaufen. In Liestal war es sogar der Gemeinderat, der gegen den Willen der Bäcker billigeres «Mischletenbrot» backen und verkaufen liess. Aber nicht nur das Brot stand in Krisenzeiten im Zentrum der Aufmerksamkeit. Hunger bedeutete auch, auf den gewohnten Essensrhythmus, auf die gewohnten Mengen, auf die gewohnten Zubereitungsarten und vor allem auf die gewohnte Zusammensetzung der Speisen zu verzichten. Man musste oft auf als minderwertig empfundene Nahrungsmittel, wie etwa den Hafer, der als Pferdefutter galt, ausweichen und vermehrt in Wald und Flur nach Lebensmitteln suchen.

Zum Thema

Andenken an die Teuerung von 1817

Vom Weizen zum Brot, Reigoldswil 1960er-Jahre

 
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