Ergänzender Artikel zu:
Spannungen in Kriegszeiten

Die Anbauschlacht

Um die Versorgung der Schweiz sicherzustellen, sah der landesweite Anbauplan Friedrich Wahlens von 1940 die Erhöhung der Ackerbaufläche auf 350000 Hektaren, im Notfall gar auf 500000 Hektaren vor. Er passte zunächst gar nicht in die Pläne des Bauernverbandes und des politischen Establishments. Doch sehr rasch zeigte sich der geniale Schachzug dieses Zukunftsentwurfs. Wahlen hatte ein bereits vom Parlament 1939 für die Zukunft beschlossenes Umstellungsprogramm übernommen und es zu Beginn des Zweiten Weltkriegs als Kriegsmassnahme radikalisiert. Die Anbauschlacht wurde dadurch als Beitrag zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus verstanden, geeignet, um das Land aus dem Krieg herauszuhalten. So akzeptierten die etablierten Bauernvertreter den Plan als Notprogramm in Zeiten des Krieges, weil es die Bauernschaft als Ernährerin des Landes stärkte. Der Plan Wahlen bewirkte im Kanton Basel-Landschaft, dass die Ackerbaufläche zwischen 1940 und 1945 um insgesamt 3000 Hektaren auf 8017 Hektaren zunahm, während der Viehbestand 1945 mit 19450 Stück Rindvieh um fast 4500 Einheiten tiefer lag als noch 1936.(1) Im Gesamten gesehen wurden die wirtschaftlichen Ziele des Plans nicht erreicht. Von den Bauernfamilien, vorab den Bäuerinnen, wurde die Anbauschlacht zudem allzu oft als eine zusätzliche Last empfunden. Während die Männer Aktivdienst leisten mussten und vom Hof abwesend waren, hatten die Frauen zusätzlich noch den Anbauplan zu erfüllen.

(1) Edwin Huber: Die Bedeutung der Landwirtschaft, in: Beiträge zur Entwicklungsgeschichte des Kantons Basel-Landschaft, Liestal 1964, S. 72

Zum Thema

Gemüsebauaktion, ca. 1942

Viehmarkt auf dem Zeughausplatz in Liestal, ca. 1940

 
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