Ergänzender Artikel zu:
Wirtschaftliche Krisenzeiten

Staatsmonopol und Verbandspolitik

Bei Kriegsausbruch 1914 war die Schweiz eines der am stärksten industrialisierten Länder Europas. Auch im Baselbiet war die Bedeutung des Agrarsektors seit dem späten 19. Jahrhundert immer weiter zurückgegangen. Die Schweiz deckte nur noch einen Bruchteil des Getreidebedarfes selbst. Der Bund war zwar Monopolimporteur von Getreide, der mit dem Ausland über Zufuhr und Anlieferung verhandelte. Die staatlichen Massnahmen waren jedoch zu punktuell, um Nahrungsmittel in ausreichender Menge und zu erschwinglichen Preisen verfügbar zu machen. Erst der Zusammenbruch der Zufuhr im Februar 1917 gab den Anstoss zur Ausdehnung der Anbaufläche im Herbst 1917. Im Baselbiet nahm die mit Getreide bebaute Fläche von rund 3070 Hektaren (1917) auf 3820 Hektaren (1919) zu. Die dominante und stark exportorientierte Milch- und Viehwirtschaft war nur gegen Widerstand und vorübergehend zur geforderten Ausdehnung des Getreidebaus zu bewegen. Die Erfahrung des Ersten Weltkrieges veränderte das Verhältnis von Wirtschaft und Staat: Der Staat übernahm Aufgaben, von denen man bisher glaubte, die freien Wirtschaftskräfte könnten sie selbsttätig lösen. Das Getreidemonopol der Eidgenossenschaft blieb nach dem Krieg bestehen, ebenso die wichtige Rolle jener Organisationen, die sich um die Verwertung landwirtschaftlicher Produkte kümmerten, wie der Zentralverband Schweizerischer Milchproduzenten oder die Käseunion. Ihr Einfluss auf die Landwirtschaftspolitik blieb bis ins letzte Viertel des 20. Jahrhunderts bestehen.

Zum Thema

Anbauschlacht, 1918

Video Clip - Als die Spanische Grippe im Baselbiet wütete

 
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