Ergänzender Artikel zu:
Das Kriegsende 1945

Politische Säuberungen

Unmittelbar nach Kriegsende 1945 formierte sich im Baselbiet eine regelrechte Säuberungsbewegung. Gefordert wurde die Ausweisung von Parteigängern und Sympathisanten der Naziorganisationen. Der Bundesrat hatte erst am 1. Mai 1945 die Auflösung der Landesgruppe Schweiz der NSDAP beschlossen, vorher war ihre Tätigkeit legal gewesen. Die Säuberungsbewegung machte sich in lokalen Demonstrationen, Versammlungen, Eingaben an Land- und Regierungsrat sowie in öffentlichen Aufrufen bemerkbar. In der Säuberungsfrage zeigte sich ein verbreitetes Unbehagen der Bevölkerung am Kriegsende. Es gab wenig Verständnis dafür, dass Flüchtlinge zur Weiterwanderung aufgefordert wurden, während man prominente Nazis und Faschisten zunächst weiter duldete. Im Kanton Basel-Landschaft waren 181 Personen mit Ausweisung oder Einreisesperre belegt. Nach Rekursen gegen diese Beschlüsse wurden schliesslich noch 143 Personen rechtskräftig ausgewiesen. Besonders zu reden gab die Tatsache, dass sich einige wohlhabende und einflussreiche Nazisympathisanten der Säuberung entziehen konnten. Die Säuberungen hatten vor allem symbolische Bedeutung; in ihnen kristallisierte sich das Bedürfnis nach einem Neuanfang. Der Begriff Säuberungen suggeriert etwas Ursprüngliches, Reines, und vertuscht, dass dahinter Konstruktionen von Innen und Aussen, vom Eigenen und vom Fremden stehen. Wie heikel politisches Argumentieren mit Sauberkeit ist, machen die unzähligen Verbrechen deutlich, die im Namen einer «reinen» Lehre oder Rasse begangen worden sind.(1)

(1) Ruedi Brassel: «Das Schweizerhaus muss sauber sein.» Das Kriegsende 1945 im Baselbiet, Liestal 1999, S. 61ff.

Zum Thema

Lebensmittelrationierung, 1948

Beseitigung der Tankfallen in Liestal, ca. 1945

 
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