Ergänzender Artikel zu:
Flüchtlingslager

Verhinderte Integration

In den Flüchtlingslagern im Kanton Basel-Landschaft lebten in den 1940er-Jahren Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturen zusammen. Verbunden waren sie durch die stillschweigende Übereinkunft, nicht über ihre Erlebnisse zu sprechen. Konflikte entstanden aufgrund der verschiedenen Erfahrungen von Menschen aus westlichen Metropolen und ostjüdischen Schtetls. Viele hatten seit langem kein geregeltes Leben mehr geführt und hatten Schwierigkeiten, sich an die schweizerische Ordnung anzupassen.(1) Die Bevölkerung wusste kaum etwas über die Flüchtlinge. Die Kontakte beschränkten sich, bedingt auch durch die geografische Isolation, auf ein Minimum. In ihrer Freizeit bekamen die Flüchtlinge die Voreingenommenheit der Bevölkerung zu spüren: «Die ländliche Bevölkerung hatte vermutlich eine ganz andere Vorstellung von Verfolgten. Da kamen nun Frauen in den Ort, die ursprünglich aus Paris, Brüssel, Berlin oder Wien stammten. Manche hatten noch Kleidung von dort dabei und trugen diese natürlich, wenn sie ausgingen. Jetzt kamen sie elegant daherspaziert, oft mit roten geschminkten Lippen und lackierten Fingernägeln, weil sie es einfach so gewohnt waren. Und das konnten die einfachen Schweizer Frauen überhaupt nicht verstehen.»(2) Die Flüchtlinge erfuhren von der schweizerischen Bevölkerung jedoch auch menschliche Anteilnahme und Hilfe. Seitens der Behörden war die Integration der Flüchtlinge kein Anliegen, im Gegenteil, diese sollten das Land verlassen, sobald es die politische Lage wieder zuliess.

(1) Edith Dietz: Freiheit in Grenzen. Meine Internierungszeit in der Schweiz 1942-1946, Frankfurt 1993, S. 36

(2) Edith Dietz: Freiheit in Grenzen. Meine Internierungszeit in der Schweiz 1942-1946, Frankfurt 1993, S. 42

 

Zum Thema

Flüchtlinge beim Grenzübertritt, 1944

Flüchtlingslager im 2. Weltkrieg, 1993

 
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