Vom Scheitern eines Händlers
Das Beispiel des Gelterkinder Händlers Friedrich Aenishänslin zeigt mit eindrücklicher Kraft, wie das Leben der Gewerbetreibenden und Handwerker im 19. Jahrhundert immer auch nah an Ruin und Armut entlanglief.(1) Friedrich Aenishänslin wurde 1815 in Gelterkinden geboren. Nach der Schulzeit wurde er rasch zu einer angesehenen Persönlichkeit in Gelterkinden. Er war Friedensrichter, Bezirksgerichtsschreiber, Landrat, Gründer eines Consumvereins und eines Altersvereins, später auch Advokat und Redaktor des ‹Baselbieters›. Sein privates Leben und seine wirtschaftliche Laufbahn waren aber zusehends vom Niedergang geprägt. Mit seiner Frau übernahm Friedrich Aenishänslin kurz nach ihrer Hochzeit die Spezereihandlung des Vaters. Der Erfolg dauerte nur kurz. Die Frau wurde «gemüthskrank» und kam an ihrem Lebensende sogar ins «Irrenhaus» in Liestal. Der Nachlass seines 1866 verstorbenen Vaters – der Spezereiwarenhandel und die Liegenschaften – musste 1868 mit dem Konkurs belastet werden. Dieses «Falliment» riss auch Friedrich Aenishänslin selbst in den Bankrott. Er verkaufte alles und zog nach Pratteln. Sein Sohn Oskar versuchte es ein paar Jahre später nochmals. Mit geschenktem Geld probierte er einen Spezereiladen in Gelterkinden aufzubauen. Die Eltern halfen mit. Sie reüssierten nicht. Sechs Jahre dauerte der Traum, dann war Oskar pleite. Bis zum Tod des Sohnes Oskar im Jahr 1888 versuchte sich die Familie mit allerlei Hilfsarbeiten für die Bandindustrie über Wasser zu halten.
(1) Matthias Manz/Regula Nebiker: Mein Leben. Erinnerungen von Friedrich Aenishänslin (1815-1890) Gelterkinden, in: Baselbieter Heimatbuch 17, 1989, S. 101-133