Gewerbevertreter gegen Arbeiterschaft
War die Anfangszeit der Gewerbevereine noch ganz im Zeichen des Aufbaus und der Fortbildungsschulen gestanden, so kam mit der Zeit des Ersten Weltkrieges eine neue Auseinandersetzung hinzu, die für die weiteren Wege der Gewerbevereine prägend war: die Organisierung der Arbeiterschaft. Mittlerweile hatten sich die Gewerbevereine zu ortspolitischen Grössen gemausert. Ihren Einfluss wollten sie sich durch die Arbeiterorganisationen nicht streitig machen lassen. Der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 hatte die Vereinstätigkeit fast lahm gelegt. Für die Schulen mussten Aushilfskräfte gesucht werden, und als dann eine Besserung der Situation in Aussicht stand, band die Grippewelle von 1917 die Bemühungen zurück. Als die Schweizer Arbeiterschaft nach dem Ersten Weltkrieg aufbegehrte und 1918 zum Landesstreik mobilisierte, schlugen die Gewerbevereine betont antisozialistische Töne an. In Läufelfingen trat die Belegschaft des Gipswerks in den Ausstand: Das Dorf bildete daraufhin eine Bürgerwehr gegen die rote, bolschewistische Gefahr. In Wintersingen wurde ein sozialdemokratischer Genosse niedergeschrieen, als er sich an einer Versammlung der eben entstehenden Demokratischen Fortschrittspartei mit dem Votum zu Wort meldete: Es brauche allerdings einen politischen Zusammenschluss, aber es gebe ihn bereits in der Form der Sozialdemokratie.(1)
(1) Sibylle Rudin-Bühlmann: Parteigründungen im Baselbiet zwischen 1905 und 1939, Liestal 1999