Ergänzender Artikel zu:
Das goldene Zeitalter des Sozialstaates

Sozialpolitisches Thema

Da die Wohnungsnot des frühen 20. Jahrhunderts in erster Linie die unteren sozialen Schichten betraf, galt die so genannte Wohnungsfrage als wichtiges sozialpolitisches Problem. Es waren denn auch die links stehenden Parteien, die sich auf der politischen Ebene für die Interessen der Mieter einsetzten. Ihnen standen die bürgerlichen Parteien gegenüber, welche sich eher auf die Seite der Hausbesitzer und Vermieter schlugen. 1920 wurde der Haus- und Grundeigentümerverband Baselland gegründet. Der seit 1918 geltende Mieterschutz und das Wirken der Mieterschutzkommissionen waren ihm ein Dorn im Auge. In einer Eingabe beantragte er 1924 dem Regierungsrat, sämtliche Vorschriften zur Bekämpfung der Miet- und Wohnungsnot aufzuheben. Da sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt allgemein etwas entspannt hatte, rannte der Hausbesitzerverband beim Regierungsrat offene Türen ein.(1) Die Wohnungsfrage blieb aber akut und in der Nachkriegszeit entwickelten sich der Mieterschutz, die Mietzinskontrolle sowie die Förderung des sozialen Wohnungsbaus zu einem festen Bestandteil der staatlichen Sozialpolitik auf kantonaler und eidgenössischer Ebene.(2) Selbst der Haus- und Grundeigentümerverband, der sich immer wieder für den Abbau der staatlichen Eingriffe in der Wohnwirtschaft stark machte, musste 1970 mit einer «gewissen Resignation» feststellen, dass aus sozialpolitischen Gründen ein vollständiger Abbau der in Notzeiten gerechtfertigten staatlichen Eingriffe nicht mehr zur Diskussion stehe.(3)

(1) Eingabe vom 23. Februar 1924, Staatsarchiv Baselland, NA, Justiz-Akten L

(2) Ruedi Epple: Basel-Landschaft in historischen Dokumenten, Band 5, Liestal 1998, S. 236-246

(3) 50 Jahre Haus- und Grundeigentümerverband Baselland 1920-1970, o.O. 1970

 

Zum Thema

Sozialpolitische Vorlagen

Porträt zwei Arbeitsloser, 1984

 
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