Ergänzender Artikel zu:
Vorrang für männliche Erwerbstätige

Frauen an den Herd zurück

Die starke Belastung weiblicher Arbeitskräfte und die negativen Folgen für deren Gesundheit und für die Erziehung der Kinder wurden im frühen 20. Jahrhundert wiederholt zum Thema gemacht. Das «Lebensglück und der Aufstieg einer Familie» hänge zum grossen Teil von der «Tüchtigkeit der Frau» ab, meinte beispielsweise eine Kommission, die im Auftrag der Regierung ein Notstandsprogramm für die krisengeschüttelte heimindustrielle Seidenbandweberei erarbeitete. Deshalb schlug sie an erster Stelle hauswirtschaftliche Kurse vor. Die Posamenterinnen sollten darauf vorbereitet werden, als Dienst-, Hotel- oder Wirtschaftspersonal Arbeit zu finden. Das war darauf zurückzuführen, dass der grössere Teil der arbeitslosen Posamenter weiblichen Geschlechts war. Gleichzeitig entsprachen die Vorschläge der Kommission aber auch den modernen Vorstellungen über die innerfamiliäre Arbeitsteilung. Den männlichen Kommissionsmitgliedern schwebte ein Modell vor, das sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf breiter Basis durchsetzen konnte: Der Mann als alleiniger Ernährer der ganzen Familie, die Frau als Zuständige für Haus- und Erziehungsarbeit. In der traditionellen Familienwirtschaft waren diese Bereiche noch nicht so klar geschieden. 1928 gaben in einer Umfrage die Hälfte der befragten Fabrikarbeiterinnen beider Basel an, dass sie die Hausarbeit mit Hilfe von oder sogar gemeinsam mit ihren Männern erledigten. Auch verhinderten es die geringen Löhne der unteren sozialen Schichten, nach dem bürgerlichen Familienmodell zu leben.

Zum Thema

Umfrage unter Fabrikarbeiterinnen beider Basel, 1928

Porträt zwei Arbeitsloser, 1984

 
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