Widerstand gegen Industrialisierung und Modernisierung
Während in den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Nutzungskonflikten die direkt betroffenen Parteien agierten, meldeten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit den Natur- und Heimatschutzorganisationen neue Interessengruppen zu Wort. Die grossen Verbände wie Heimatschutzvereinigung (1905) und Naturschutzbund (1909) entstanden in einer Zeit beschleunigten gesellschaftlichen Wandels, der einen Modernisierungsschock auslöste. Die Gründungen waren kein schweizerisches Phänomen: Auch in Frankreich, Grossbritannien und Deutschland bildeten sich zur selben Zeit Vereinigungen zum Schutz von Natur- und Kulturdenkmälern. Sie sind im Kontext anderer Lebensreformbewegungen zu sehen, die Gegenentwürfe zur Industriegesellschaft liefern wollten. Der Begriff Heimatschutz tauchte in den 1880er-Jahren auf. Der Heimatschutz vertrat eine konservativ geprägte, nostalgische Sehnsucht nach Harmonie, die er durch die Industrialisierung, den entstehenden Tourismus, den modernen Städtebau bedroht sah. Er argumentierte vor allem ästhetisch. Nicht die haushälterische Nutzung der vorhandenen Ressourcen wurde propagiert, sondern ein punktueller und partieller Schutz jener Landschaften, die als besonders bedroht galten.