Die Dreizelgenwirtschaft
Seit dem Spätmittelalter organisierten die Gemeinden die Landwirtschaft im kollektiven System der Dreizelgenwirtschaft. Diese Nutzungsordnung blieb an vielen Orten, insbesondere im Laufental, bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestehen. Da die Möglichkeiten des einzelnen Bauern in diesem gemeinsam betriebenen System stark eingeschränkt waren, apostrophierten aufklärerische Agronomen des 18. und 19. Jahrhunderts – und mit ihnen mancher Forscher des 20. Jahrhunderts – diese Ordnung als unbeweglich und rückständig. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass die Dreizelgenwirtschaft elastisch und anpassungsfähig war: Sie lässt sich als Versuch interpretieren, die Abhängigkeit des Menschen von der Natur durch Adaptationsprozesse zu vermindern. Das in drei Zelgen geteilte Ackerland einer Gemeinde wurde in einem Dreijahresrhythmus abwechslungsweise mit Winter-, dann mit Sommerfrucht bepflanzt und anschliessend während eines Jahres brach liegen gelassen. Diese Rotation diente dazu, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Über Dünger verfügten die Menschen des Ancien Régime, bedingt durch die relativ kleinen Viehbestände, nur in sehr beschränktem Mass.