Ergänzender Artikel zu:
Oppositionelle Bewegungen

Politischer Lernprozess

Die politische Kultur der kollektiven Selbsthilfe wie der partikularistische Unabhängigkeitswille der Baselbieter im frühen 20. Jahrhundert waren langlebige Verhaltensweisen. Sie hielten an Vorstellungen und Lebensbildern fest, die nur noch teilweise etwas mit der Wirklichkeit zu tun hatten. Im Übergang von den traditionellen zu den modernen Wirtschaftsformen war ihnen der wirtschaftliche und beim Übergang vom Nachtwächter- zum Sozialstaat der politische Boden entglitten. Als mentale Strukturen aber wiesen sie eine Trägheit und Widerstandskraft auf, die noch bis tief ins 20. Jahrhundert hinein wirkte. Zwar sahen mehr und mehr Leute ein, dass die traditionellen Wirtschaftsformen keine Existenzsicherheit mehr boten und dass die herkömmlichen politischen Verfahren überfordert waren. Aber der Abschied von alten Gewohnheiten war schwer, und immer wieder fielen sie in die bekannten und eingespielten Muster und Vorstellungen zurück. Der kollektive Lernprozess ging nicht nur in eine Richtung und war nicht flächendeckend. Einzelne Bevölkerungsschichten vollzogen ihn früher, andere später; einzelne reaktivierten überholte Verfahren, andere verabschiedeten diese endgültig. Der Lernprozess bewegte sich vorwärts und zurück.

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