Ergänzender Artikel zu:
Formen von Gewalt

Im Takt der Fabrikuhr

Die Umstellung von der Heimposamenterei auf Fabrikarbeit im 19. Jahrhundert hatte weitreichende Konsequenzen. Bei der Verlagsarbeit woben die Posamenter daheim in den eigenen vier Wänden. Der Arbeitsprozess war eingebunden in den alltäglichen Tagesablauf ihrer Familien. Sie bestimmten selbst über Arbeitsbeginn, -ende und -tempo. Jetzt mussten sie lange Arbeitswege in Kauf nehmen und pendeln oder sie mussten ihren Wohnsitz in die Nähe der Fabrik verlegen. Dort gaben die Sirene und die Uhren den Ton an. Sie weckten die Angst, Zeit zu verlieren oder zu spät zu kommen, und sie ermunterten, Zeit zu sparen oder zu gewinnen. Die Fabriksirenen, Uhren und Vorgesetzten bestimmten, wann die Arbeit aufzunehmen, zu unterbrechen und zu beenden war. Rücksicht auf landwirtschaftliche Tätigkeiten oder familiäre Bedürfnisse war nicht mehr möglich. Das Arbeitstempo gab der wasser- oder dampfbetriebene Webstuhl vor. Nur wenige Posamenter und Tagelöhnerinnen waren ohne Not bereit, ihre bisherigen Tätigkeiten gegen Fabrikarbeit zu tauschen. Die ersten Fabriken der Seidenbandindustrie entstanden denn auch in der Stadt und rekrutierten ihre Belegschaft in der städtischen Unterschicht, wo die Zahl der Frauen, Männer und Kinder, die weder Land noch Arbeitsgelegenheiten besassen, grösser war. Erst mit der Zeit, als mehr und mehr Fabriken auch auf der Landschaft entstanden und die Verlagsarbeit unter ihrer Konkurrenz immer weniger abwarf, wechselten Arbeitskräfte aus dem agrarischen Lebenszusammenhang in die Fabrik.

Zum Thema

Hausmetzgete in Lupsingen, 1950

Metzgete in Rünenberg, ca. 1972

 
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