Bildungsarbeit
In den Dörfern des Baselbiets bemühten sich im 19. Jahrhundert Lehrer, Ärzte und Pfarrer um die Durchsetzung bürgerlicher Bildungsideale. Gegenseitig unterstützten und bestätigten sie einander in ihren Zielen. So war im Doktorhaus in Rothenfluh bei Dr. Christian Rippmann auch Dr. Schmassmann aus Buckten, ebenso wie die Lehrer und Pfarrer der benachbarten Dörfer, gern gesehener Gast. Vor allem die Lehrer erwiesen sich als treibende Kraft, wenn es um die Gründung von kulturellen Vereinen ging. In Aesch leitete Franz Anton Meier 1846 den Musik- und Gesangsverein, dessen Vorläufer bereits in den 1830er-Jahren von einem Aescher Oberlehrer gegründet worden war. In Buus rief Johann Ulrich Schaub 1873 einen Frauenchor ins Leben. Der erzieherische Impuls dieser Vereinsgründungen, wie er zum Beispiel aus den Statuten des Theatervereins Laufen von 1876 sprach, war unüberhörbar: «Der Zweck der Gesellschaft ist die sittliche Bildung, Belehrung und Aufklärung des Volkes durch Aufführung auserlesener gediegener Theaterstücke.» Die Vertreter dieses ländlichen Bildungsbürgertums gehörten zur dörflichen Oberschicht. Sie verfügten oft über eine klassische Bildung, blieben aber vielfach zeitlebens mit einem Fuss in der Landwirtschaft. Typisch dafür war die Einrichtung des Hauses von Dr. Rippmann in Rothenfluh: Glasveranda, Springbrunnen und Goldfischteich standen neben Bienenstöcken und Heuschober.