Ergänzender Artikel zu:
Aufwachen in der Risikogesellschaft

Tote Fische

Schriftsteller Hansjörg Schneider beschrieb das Massensterben nach dem Sandoz-Brand vom 1. November 1986 im Rhein: «Obwohl laut Radiomeldungen das Unglück weiter oben schon seit gut zehn Stunden behoben ist, schimmert das Wasser noch immer rot. Auch der Gestank ist noch da, der die Bevölkerung nachts aus dem Schlaf gerissen hat. Er hängt in der Luft, er drückt in die Lunge, er erinnert an Tod. Unten auf dem Treidelweg, dicht über dem Wasser, steht ein Junge. Neben sich hat er einen grünen Plastikkessel. Er blickt ins Wasser, er bewegt sich nicht. […] Da unten sind sie, sagt er plötzlich, ein gutes Dutzend. Sie wollen an Land kommen, aber sie können nicht wegen der Mauer. Ich schaue hinunter ins Wasser und sehe Aale, die gewunden im Sand liegen und sich an die Mauer schmiegen, die sie nicht überwinden können. Zwei zeigen ihre Bäuche. Das Gift hat sie getötet. Aale sind zäh, sagt der Junge und schaut mich aus hellen Augen an. Sie sterben langsam. Die Aeschen sind feiner, die sind schon tot. Die da unten sind jung. Sie wollen flüchten, sie könnten an Land überleben. Aber sie schaffen es nicht.»(1)

(1) Hansjörg Schneider: Die Aale wollen ans Land, in: Guido Bachmann/Peter Burri/Toya Maissen: Das Ereignis. Chemiekatastrophe am Rhein, Basel 1986, S. 178

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