Ergänzender Artikel zu:
Widerstand gegen das AKW Kaiseraugst: Die Verhandlungen

Motive zum Widerstand

«Es gibt Geschenke, die ungefährlich sind. Atomkraftwerke sind es nicht. […] Wir besetzen vom 26.–30. Dezember den zukünftigen Bauplatz des A-Werkes Kaiseraugst, um auf den Notstand hinzuweisen und unsere Bereitschaft zur Verhinderung des A-Werkes zu bekunden.»(1) Diese Worte standen auf einem Flugblatt, mit dem die Gewaltfreie Aktion Kaiseraugst die Bevölkerung der Region 1973 zum Besuch ihres eisigen Camps auf dem besetzten Baugelände des geplanten Atomkraftwerks einlud. Rund 400 Leute folgten der Aufforderung. Die Besucherinnen und Besucher bildeten den Grundstock der Bewegung, welche in den nächsten Monaten entstand. «Ich habe die ganze Entwicklung als Bauer mitgemacht. Diese Region ist schon jetzt mit Industrie überbelastet; und jetzt kommt nochmals viel mehr. Es kommen Einflüsse von aussen, gegen die der Bauer nichts machen kann. Ein Hag schützt nicht gegen das Fluor und die Sachen vom Atomkraftwerk. Am schlimmsten aber ist, dass das eine weitere Industrialisierung nach sich zieht, vor der wir Angst haben. Wir befürchten allen Ernstes, ein zweites Ruhrgebiet zu werden.»(2) Mit diesen Worten versuchte Otto Buess, Bauer und Leiter der Landwirtschaftlichen Schule Ebenrain in Sissach, seine Beweggründe den drei Bundesräten zu erläutern, die ihm später in Verhandlungen zwischen Bundesrat und Atomkraftwerkgegnerschaft gegenübersassen. Die Motive, welche zahlreiche Menschen gegen das geplante Werk aufbrachten, waren verschieden. Für viele galt, was Otto Buess ansprach: Was sie antrieb, waren die Gefahren der Risikogesellschaft.

(1) Ruedi Epple: Basel-Landschaft in historischen Dokumenten, Band 5, Liestal 1998, S. 470

(2) Kurt Salfinger (Hg.): Expertengespräche zur Frage der Atomkraftwerke in der Region Basel. Ein Bericht der Verhandlungsdelegation, Liestal 1975

 

Zum Thema

Abstimmungswerbung in Liestal, 1978

Video Clip - Besetzung Kaiseraugst 1975: Wertvolles Bildmaterial aufgetaucht

 
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