Ergänzender Artikel zu:
Aufwachen in der Risikogesellschaft

Radikalisierung der Arbeiterschaft

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs kam es zu einer Radikalisierung der Arbeiterschaft wie bereits gegen Ende des Ersten Weltkriegs. Diesmal waren jedoch ganz andere Gründe massgebend. War es damals die soziale Not, so spielten nach 1943 die Forderungen nach dem Ausgleich des Reallohnverlustes und dem Ausbau der sozialen Rechte eine wichtige Rolle. Diese Anliegen sind auf dem Hintergrund der Erfahrung nationaler Zugehörigkeit und des weitgehend positiv erlebten Militärdienstes zu sehen. Gerade die Vorleistungen, die man erbracht hatte, rechtfertigten die Forderungshaltung, die aber den positiv bewerteten nationalen Zusammenhalt kaum in Frage stellte. Für die Arbeiterbewegung standen die Verwirklichung der AHV, die Anpassung der Löhne an die Teuerung sowie der Ausbau der Rechte der Arbeiterschaft durch Kollektiv- oder Gesamtarbeitsverträge im Vordergrund. Die Tonlage der Forderungen war zwar moderat, die Entschlossenheit und Kampfbereitschaft jedoch vorhanden. Seit der Kriegswende von 1942/1943 nahm der Organisationsgrad der Arbeiterschaft zu, und es kam zu ersten Streiks, so 1944 in der Säurefabrik Schweizerhalle. Nach dem Krieg setzte eine eigentliche Streikwelle ein, die Unternehmen, besonders der Textil- und der chemischen Industrie, zu Verhandlungen zwang. Sie führten zum Abschluss von Gesamtarbeitsverträgen.(1) Auch bei Wahlen konnte die Linke Erfolge aufweisen, so baute die Sozialdemokratie ihre Vertretung im Landrat von 1944 um fünf auf 25 Sitze oder 31 Prozent aus.

(1) Ruedi Brassel: «Das Schweizerhaus muss sauber sein.» Das Kriegsende 1945 im Baselbiet, Liestal 1999, S. 17-21

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