Ergänzender Artikel zu:
Leben im Wald

Rodungen und Rückzüge

Bis ins Hochmittelalter wechselte das Ausmass der Besiedlung: Sie dehnte sich aus, wie in römischer Zeit, und schrumpfte wieder, wie im ersten Jahrtausend. Verglichen mit heute blieben die Eingriffe des Menschen jedoch punktuell. Es dominierten grosse, um nicht zu sagen riesige Waldflächen. Mit der römischen Besetzung der Schweiz von 15 v. Chr. an stieg der Organisationsgrad von Gesellschaft und Agrarwirtschaft deutlich an.(1) Ein vergleichsweise dichtes Netz von Gutshöfen überzog die tiefer gelegenen Gebiete. Auch der Verkehr intensivierte sich. Das Wegnetz wurde ausgebaut, die Wasserwege stärker für den Transport genutzt. An den Verkehrsknotenpunkten fanden sich städtische und kleinstädtische Ansiedlungen, mehrheitlich Strassendörfer, so genannte vici. Verwaltung, Gewerbe und Handel liessen sich hier nieder. Erst der Siedlungs- und Landesausbau des Hochmittelalters brachte grosse Veränderungen, die Siedlungs- und Landwirtschaftsinseln innerhalb der Waldgebiete dehnten sich aus. Die Menschen stiessen dauerhaft in Gebiete vor, die bis anhin unbesiedelt waren. Seit dem 9. bis 10. Jahrhundert erfolgten zum Beispiel an der Waldgrenze in den Alpen ausgedehnte Brandrodungen, aus denen die bekannten, saisonal genutzten Hochweidezonen gleichen Namens hervorgingen. Diese im übrigen auch im Jura eingetretene Ausweitung menschlicher Eingriffe in die Natur erfuhr in der Krisenzeit des 14. und 15. Jahrhunderts nochmals einen Rückschlag. Viele Randertragsböden wurden aufgegeben und fielen wüst.

(1) Conradin A. Burga/Roger Perret: Vegetation und Klima der Schweiz seit dem jüngeren Eiszeitalter, Thun 1998, S. 772ff.

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