Befreiung von Zwängen der Natur
Die enorme Entwicklung, die europäische Gesellschaften in den letzten 200 Jahren durchmachten, ging lange Zeit als Erfolgsgeschichte sowohl in die Geschichtsschreibung als auch ins Bewusstsein der meisten Menschen ein. Insbesondere wurde und wird sie als aussergewöhnliche, ja in der Geschichte der Menschheit einmalige Befreiung der Menschen von den Zwängen der Natur aufgefasst. Dafür spricht der wohl unbestreitbare Gewinn an Sicherheit und Komfort, den diese Gesellschaften erreichten, etwa im Bereich der Ernährung, der Gesundheit oder des Wohnens, und gleichzeitig der Gewinn an Freiheit, zum Beispiel in der Lebensgestaltung oder bezüglich der Mobilität. Wer von uns Heutigen möchte wirklich auf Dauer wie unsere Vorfahren auf ihren Lagerplätzen in Höhlen und unter Felsvorsprüngen leben oder wie die Menschen des Frühmittelalters in Grubenhäusern arbeiten? Natur und Umwelt haben sich jedoch im 21. Jahrhundert nicht einfach aus Geschichte und Gesellschaft verabschiedet. Schon eher liesse sich sagen: Die Menschen der fortgeschrittenen Gesellschaften verfügten bis vor kurzem nicht über die geeigneten Werkzeuge und Interpretationsmuster, um die Entwicklung von Natur und Umwelt unter den neuen Bedingungen adäquat wahrzunehmen. Das ist unter anderem daran zu erkennen, was die Allmend früher war – umstrittenes und übernutztes Allgemeingut - und was sie als öffentliches Gut von hoher ökologischer Bedeutung heute ist.