Ergänzender Artikel zu:
Existenzielle Fragen

Zukunftsfragen

Unter dem Einfluss von Globalisierung und Individualisierung geriet die herkömmliche Arbeitsgesellschaft im ausgehenden 20. Jahrhundert unter Druck. Es stand in Frage, ob für alle, die ihre Existenz mit Arbeit sichern wollten, auch genügend Arbeit vorhanden war. Vollbeschäftigung liess sich nicht mehr immer mit Vollzeittätigkeit, mit einem ausreichenden Ernährereinkommen oder mit der bisher vorherrschenden Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern vereinbaren. Das Erwerbseinkommen war längst nicht mehr die einzige Quelle der Existenzsicherung. Ein wachsender Teil der Bevölkerung lebte von Transferzahlungen aus dem System der Sozialversicherungen. Und schliesslich bedurfte der Sozialstaat, der auf einer durchschnittlichen Biografie des erwerbstätigen männlichen Familienoberhaupts beruhte, neuer Grundlagen, weil eine zunehmende Zahl von Leuten nicht mehr nach diesem Modell lebte.(1) Mit der Krise der Arbeitsgesellschaft stellen sich alte Fragen neu, die Fragen nach dem Verhältnis zwischen Arbeit und Musse. Ist, wer ohne Arbeit bleibt, zur Musse verdammt? Wird, wer Arbeit hat, deren Last nie mehr los? Wer darf arbeiten, wer muss Musse geniessen? Wenn sozialer Wandel Arbeit und Arbeitsgesellschaft verändert, tritt kein neues Phänomen auf. Auch in früheren historischen Epochen stellten sich die Menschen immer wieder auf neue gesellschaftliche Entwicklungen ein, passten Arbeitsverhältnisse neuen Gegebenheiten an und brachten Arbeit mit arbeitsfreier Zeit in ein neues Gleichgewicht.

(1) Carlo Knöpfel: Existenzsicherung im Wandel der Arbeitsgesellschaft – eine Problemskizze, in: Albert Schnyder (Hg.): Sozialalmanach 1999. Existenzsicherung in der Schweiz, Luzern 1999, S. 37-52

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