Ergänzender Artikel zu:
Herrschaftskrisen und Revolution

Politische Schwerhörigkeit

Die politisch-administrativen Beziehungen zwischen Stadt und Landschaft Basel im Zeitraum 1815-1830 zeigen das folgende Muster: Wo die Revolution von 1798 Kontinuitäten und Strukturen gebrochen hatte und wo Veränderungen unumkehrbar waren wie bei den Feudallasten, war das Terrain für Neuerungen günstig. Wo Gewohnheiten, Rechte und Strukturen überdauert hatten, wie vollständig auch immer, agierte die Obrigkeit zurückhaltend bis verhindernd. Neues war nur in genau definierten Ausnahmefällen möglich. Dabei liess die Basler Regierung mitunter das nötige Fingerspitzengefühl vermissen, so etwa in der Frage der Steuern. Und sie kümmerte sich zu wenig darum, dass Herrschaft ein gewisses Mass an Ungleichheit nicht überschreiten darf, wenn die politischen Verhältnisse stabil bleiben sollen. Diese politische Schwerhörigkeit dürfte einer der tieferen Gründe für die Staats- und Herrschaftskrise von 1832/1833 gewesen sein. Die paternalistische Herrschaft und Verwaltung wurde zwar von den Landleuten in vielerlei Hinsicht hingenommen, die vielen, oft geringfügigen Diskriminierungen waren aber nicht zu übersehen. Die pflichtbewusste Erfüllung der obrigkeitlichen Aufgaben konnte nicht verhindern, dass auf der Landschaft das Bewusstsein vorenthaltener Rechte wuchs. Solche Widersprüche zwischen ordentlicher Verwaltung und politischer Benachteiligung, zwischen wirtschaftlichem Neuerungsdruck und konservativer Grundhaltung der politischen Elite führten schliesslich zum Eklat.

Zum Thema

Das Fürstbistum vor 1792

 
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