Reformbereitschaft und Trennungswille
Im Februar 1829 wurde im Basler Parlament ein von Grossrat Samuel Ryhiner eingebrachter Antrag auf Verfassungsreform überwiesen. Erst im Oktober 1830 kam jedoch der Grosse Rat darauf zurück. In der Zwischenzeit hatten die Julirevolution in Frankreich und die Ereignisse in der übrigen Schweiz einige Baselbieter und Städter geweckt. Anders als 1798 kam 1830 keine Koalition zwischen fortschrittlichen Städtern und radikalen Landschäftlern mehr zustande. Die veränderungswilligen Landschäftler glaubten nicht mehr daran, dass sie über eine Verfassungsrevision zu ihrem Recht kämen. Sie forderten eine Erneuerung des «morschen Gebäudes», wie sich der ehemalige Anführer der Bewegung von 1798, Niklaus Brodbeck, ausdrückte. Die Städter dagegen wollten nichts überstürzen, sogar liberal gesinnte Basler hätten rasche Zugeständnisse als Diktat der Landleute empfunden. Ausserdem fehlte dem Baselbiet ein politisch selbstbewusstes und veränderungswilliges ländliches Bürgertum. Einer schwachen Baselbieter Mittelschicht stand ein starkes, geeintes städtisches Bürgertum gegenüber. Symbolischen Ausdruck fand diese Einigkeit in der vom liberalen Christoph Bernoulli und vom konservativen Andreas Heusler gemeinsam herausgegebenen ‹Baseler Zeitung›. Ein Grossteil des städtischen Bürgertums hing weiterhin dem Ideal einer aufgeklärten, paternalistischen Ständegesellschaft an. Die vollständige Umsetzung des Gleichheitsprinzips kam für sie nicht in Frage. Im äussersten Fall trennte man sich lieber vom ehemaligen Untertanengebiet.