Gespaltene Schweiz
In den 1840er-Jahren stand die Schweiz am Scheideweg. Von Einheit konnte keine Rede sein. Am Eidgenössischen Schützenfest von 1842 redete der deutsche Dichter Georg Herwegh den Schweizern ins Gewissen. Von aussen drohe keine grosse Gefahr, aber im Innern lauere der Feind. Damit spielte Herwegh auf die konservative Allianz an, die sich der Schweiz des Radikalismus entgegenstemmte. Die Radikalen in der Schweiz wollten seit den 1830er-Jahren eine zentralistische Verfassung. Die Konservativen hingegen liessen von der Hoheit der Stände, wie die Kantone damals hiessen, nicht ab. Verschiedene Auffassungen von der Aufgabe des Staates und der Form der Staatsverfassung standen einander entgegen. Den gewaltigsten Sprengstoff bot die Religion. Doch der Konflikt war kein ausschliesslich konfessioneller oder religionspolitischer. Radikal und reformiert waren ebenso wenig deckungsgleich wie das Begriffspaar konservativ und katholisch. Anhänger einer liberalen katholischen Lehre waren oft die prononciertesten Radikalen. Die Mehrheit der Bevölkerung in den Kantonen Solothurn, Tessin und St. Gallen war katholisch, gleichwohl verfolgten die Kantonsregierungen eine liberale Politik. Basel-Stadt dagegen war protestantisch, sympathisierte aber stets mit den Konservativen.