Bahnfieber
Die Initiative zum Bahnbau ging in der Schweiz zwar von Zürcher Unternehmern aus, aber Basel war als Eingangstor in die Schweiz von zentralem Interesse.(1) 1844 entstand in Basel der erste Schweizer Bahnhof. In die Stadtmauer wurde ein Eisenbahntor eingebaut. Basel als Umschlagplatz auch von der Schweiz aus bahntechnisch zu erschliessen, war ein Gebot der Stunde. Umstritten war aber die Linienführung. Sollte man die Linie über Olten und Liestal favorisieren, sollte man die Bözbergvariante bevorzugen, oder gar das rechtsrheinische Gebiet des Grossherzogtums Baden? Weil Bahnprojekte teure Vorhaben waren, wurde die Sache rasch zu einem Tummelfeld von Spekulanten. Aber nicht allein um die Linienführung tobte der Kampf, sondern Bahngegner aus allen Kreisen versuchten, den Eisenbahnbau zu verhindern. Die Gegnerschaft war anfänglich gewaltig. Die Schweiz war von der beginnenden Industrialisierung verunsichert. Die rauchenden Lokomotiven wurden als kolossale Monster empfunden, die Eisenbahn stand im Verdacht, sie sei ganz direkt für Missernten, Pilzbefall und verminderte Milchleistung bei den Kühen verantwortlich. Zudem hatte die Bahn für einige Berufszweige einschneidende Folgen. Kutscher, Sattler und Hufschmiede fühlten sich gleichermassen bedroht wie Schiffsbauer und Gastwirte. Die Bauern fürchteten den Kornimport und die Regierungen der Kantone hatten Angst um ihre Weg- und Brückenzölle. Es waren die Liberalen und die Radikalen in der Schweiz, die sich von der Eisenbahn Profit versprachen.
(1) Hanspeter Bärtschi: Industrialisierung, Eisenbahnschlachten und Städtebau, Basel 1983, S. 114ff.
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